Psychologie

Guck mal her!

Die Lust am Vorzeigen kennt jedes Kind. Nur was passiert, wenn man sie ein Leben lang nicht loswird?

Exhibitionismus ist die Lust, sich nackt zu zeigen und dabei sexuell erregt zu werden. Das kann sehr unterschiedliche Formen annehmen und die Übergänge sind fließend. Nackt in der Wohnung umherzulaufen und dabei bewusst die Vorhänge offen zu lassen und in Kauf zu nehmen, ja darauf zu hoffen, von den Nachbarn gesehen zu werden, ist sicherlich die harmloseste Form.

Nachts nackt im Garten herumzulaufen, in dem prickelnden Gefühl, etwas vermeintlich Verbotenes zu tun, und bei dem Gedanken, erwischt zu werden, eine innere Erregung zu verspüren, ist vielleicht schon eine gesteigerte Form. Hier spielt sich allerdings der Exhibitionismus mehr im Kopf ab: Niemand sieht ihn, den Nackten, aber vielleicht könnte ja einer . . .

Anstoß erregen und schockieren

Die klassische und strafbare Form des Exhibitionismus ist der sprichwörtliche Typ im Park, der plötzlich hinter einem Busch hervorspringt, um eine Frau zu erschrecken, indem er seinen Trenchcoat aufreißt, darunter nackt ist und seine Latte der Frau präsentiert. Die muss natürlich pflichtgemäß kreischen und so tun, als hätte sie im Leben noch nie eine Erektion gesehen. Die Schockreaktion der Frau verschafft dem Exhibitionisten erst die richtige Erregung, ja sogar den Orgasmus. Exhibitionismus lebt davon, dass Nacktheit und Sex anstößig sind. Wenn die Frau – um bei dem eben genannten Beispiel zu bleiben – nicht schockiert täte, sondern vielleicht sogar auf den Mann zuginge und ihn eventuell auch noch intim berührte, könnte es ganz schnell vorbei sein mit der Lust des Exhibitionisten. Denn das will er eigentlich nicht; er will schockieren oder zumindest Anstoß erregen.

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Dr. Göran Hajek ist Diplompsychologe und hat eine Praxis für Core-Energetics-Körperpsychotherapie in Berlin. Näheres erfahrt ihr unter: www.core-energetics.com. In DU&ICH schreibt er jeden Monat über psychologische Themen und beantwortet deine Fragen

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