DU&ICH EXTRA

Deine Freunde reden von ihren letzten Abenteuern und du kannst es nicht mehr hören: Dir geht das ganze Theater um den Sex schlicht auf die Nerven. Bist du vielleicht krank?

Die letzten Meldungen von der Sexfront klingen mal wieder alarmierend: Immer mehr Männer, so heißt es, haben einfach keinen Bock mehr auf Sex. Die Unlust grassiert in deutschen Single-Haushalten und unter Pärchen sowieso. Nicht mehr nur Frauen schleppen sich wegen ausbleibender Geilheit in die Wartezimmer von Doktoren und Psychologen. Jeder fünfte Mann soll auch schon keinen Bock mehr haben.

Damit all die schlaffen Säcke sich auch mit Recht krank fühlen können, hat die neue Unlustseuche auch schon einen Namen: Hypoactive Sexual Desire Disorder (HSDD), das Tote-Hose-Syndrom. HSDD wird definiert als Mangel oder komplette Abwesenheit von sexuellen Fantasien und dem Wunsch nach sexueller Aktivität. „Hätt ich gerne!“, sagt mein Freund Ralf, der täglich circa fünf Stunden in Sexkinos und Darkrooms verbringt. Tatsächlich ist die Frage erlaubt, was Menschen, die keine Lust auf Sex haben, eigentlich fehlt? Wer legt fest, wie oft wir Lust haben müssen und ab wann es nicht mehr normal ist, keine zu haben?

Und, so könnte man bescheiden weiter fragen, warum hören wir erst jetzt zum ersten Mal von HSDD? Alles, was einem als Grund für Unlust einfällt, gab es auch schon vor fünf, zehn oder zwanzig Jahren:Stress, Depressionen, zu wenig Schlaf oder Medikamente. Nicht unberechtigt ist die Vermutung, dass die geballte Medienpräsenz der Unlustkrankheit ganz handfeste wirtschaftliche Ursachen hat. Mit Viagra und Cialis sind zwei Potenzmittel auf dem Markt, die sich hervorragend auch an Unlustpatienten vermarkten lassen. In Verbindung mit der Diagnose Depression zahlt sich das für Big Pharma gleich doppelt aus: Depressive Schlaffis können gleich noch mit Fluctin (Prozac) oder anderen Serotonin- Wiederaufnahme-Hemmern behandelt werden, die die sexuelle Unlust sogar noch fördern und ergo wiederum die Potenzmittelchen nötig machen.

Sex-Autor und DU&ICH-Redakteur Dirk Ludigs schreibt an dieser Stelle Monat für Monat über schwulen Sex und beantwortet deine Fragen!

Hey, ihr Beratungskolumnenjunkies! Nach einem knappen Jahr WER?WIE?WAS? bin ich schon ziemlich ernüchtert über den Stand der sexuellen Kunstfertigkeit in Mitteleuropa. Wenn sich alle so ernähren, wie sie anscheinend Sex haben: Ist die Auswahl zwischen Dosenravioli und Currywurst-Pommes nicht auf die Dauer frustrierend?
Sorry, ich vergaß natürlich ganz unsere immergeilen Szenesexhasen in Berlin-Prenzlauer Berg, deren Spezialisierung so weit reicht, dass sie nur noch linkshändig in gepiercte Flecktarnhosenträger fisten, das aber gerne täglich, vorausgesetzt, die nächste Drogenlieferung kommt pünktlich. Guter Sex?
Sind wir in Deutschland/Österreich/Schweiz wirklich so fantasielos, lahmarschig und verklemmt? Ich kann das nicht glauben. Und weil ich das nicht glauben kann, möchte ich, dass ihr einfach mal eure geilsten Sexerlebnisse aufschreibt und herschickt. Erstens, weil ich denke, dass da einiges zu Tage kommt, was gegen meine Theorie spricht. Und zweitens, weil wir das alle gerne lesen und voneinander lernen können. Schickt eure besten Sex-Erlebnisse, die geilste selbst ausprobierte Stellung, den besten Kniff beim Blasen oder was immer ihr glaubt, was andere nachmachen sollten, an die untenstehende Adresse. Ich werde die Einsendungen sichten – und das Beste hier drucken. Weil unser Sex wahrscheinlich besser ist als sein Ruf.
Ran an die Tasten! Euer Dirk!

SEX

Keine Lust auf LUST...