Medizin

Hoden wie Erdnüsse dank Anabolika

Bei Präparaten zum Muskelaufbau sind Risiken und Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen - Was nützt der schönste Muskel, wenn er schmerzt?

Ron ist ein 25-jähriger Israeli,der vor drei Jahren nach Deutschland gezogen ist. Er hat seinen deutschen Lebenspartner geheiratet und lebt sehr glücklich in Berlin. Nur ein Problem quält Ron seit Jahren: Er glaubt, er schaffe es nicht, ausreichend Muskelmasse aufzubauen, um in der schönen Schwulenwelt mithalten zu können. Ron trainiert seit Jahren dreimal pro Woche im Fitnessstudio und ernährt sich in seinen Augen reichlich und gesund. Dennoch bleibt er sehr schlank. Ron fühlt sich sehr unter Druck, also entscheidet er, zu weiteren Maßnahmen zu greifen. Er möchte Anabolika nehmen. Die gibt es reichlich auf dem Schwarzmarkt, fast in jedem Sportstudio sind sie zu kaufen, natürlich illegal. Preise und Qualität variieren, teuer sind sie immer.Also entscheidet sich Ron, zu seinem Hausarzt zu gehen und ihn um Hilfe zu bitten. Was machen solche Anabolika? Wie kommt es, dass sie einen mageren Jungen in wenigen Monaten in einen Muskelhengst verwandeln können,während die anderen jahrelang trainieren müssen, um eine kleine Rundung in ihren Bizeps zu bekommen?

Anabolika: Geschichte wiederholt sich

In den frühen Vierzigern wurden Männern in den USA, die an Homosexualität „litten“, männliche Hormone von Ärzten verschrieben, die hofften,sie könnten deren „weibliche Natur“ korrigieren. Über ein halbes Jahrhundert später setzen sich schwule Männer der gleichen Medizin aus, dieses Mal in der Hoffnung, eher den physischen als den psychologischen Lauf der Natur zu korrigieren. Ein gewagtes Spiel:Sie gehen den Weg, den viele Athletenschon vor ihnen beschritten haben. Sie werfen Pillen ein oder stechen mit Nadeln in die Oberschenkel, um das zu schaffen, was jahrelanges Work-out und Proteindrinks nicht geschafft haben. Anabolika oder anabole Steroide sind Testosteron und synthetische Abkömmlinge, die hergestellt wurden, um den Muskelaufbaueffekt dieses natürlich vorkommenden Geschlechtshormons noch zu übertrumpfen.Sie sind illegal, außer sie werden von einem Arzt verschrieben, der Aids, Krebs oder andere schwerste Erkrankungen damit behandelt. Dennoch, die Steroidwut – der Name steht für die Stimmungsschwankung und das superaggressive Verhalten, das einige Gebraucher als Nebenwirkung bekommen – kann auch als Beschreibung stehen für den boomenden Schwarzmarkt an Schulen, Hochschulen und in allen möglichen Sportkreisen, auch den schwulen. Wenn man beispielsweise in einem Studio in Chelsea, New York, oder Castro, San Francisco, fragt:„Bist du auf einem Zyklus?“, ist eher eine Zweimonatsphase von intramuskulären Spritzen gemeint als ein Trainingsplan.

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Die Praxisgemeinschaft der Jessen- Brüder befindet sich mitten im Schwulen-Kiez von Berlin-Schöneberg, direkt über den Kneipen Hafen und Tom´s Bar.Über die Hälfte der Patienten sind schwule Jungs und Männer zwischen 20 und 40 Jahren. Dr.med. Heiko Jessen und Dr.med. Arne B. Jessen schreiben exklusiv für DU&ICH und beantworten Fragen.

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