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Psychologie

Hilfe, ich bin süchtig!

Unter Schwulen gibt es mehr Raucher, mehr Alkoholkranke, mehr Drogenabhängige, mehr Süchtige als im Durchschnitt der Bevölkerung. Das einzugestehen, hat mit Selbsthass nichts zu tun. Es ist ein Anfang aus der Misere

Es gibt im Grunde nichts, wonach man nicht süchtig sein kann: Rauchen, Trinken, Essen, Sex, verschiedene Partner, Glücksspiele, Geld, Fernsehen, Tabletten, Einkaufen, Geschwindigkeit, Schmerzen, Ruhm oder Erfolg. Alles kann zur Droge werden, nicht nur die so genannten (illegalen) Drogen.

Schwupps steht man wieder im Darkroom

Entscheidend für die Beurteilung, ob es sich um eine Sucht handelt, ist die Tendenz zur Steigerung der Dosis, d. h. dass das Suchtverhalten immer größere Anteile in deinem persönlichen Alltag einnimmt und das übrige Leben meist zerstörerisch beeinträchtigt. Irgendwann merkst du dann vielleicht, dass du dein Verhalten nicht mehr im Griff hast und dir da was aus dem Ruder gelaufen ist: Eigentlich hast du den Fernseher nur eingeschaltet, um einen bestimmten Film zu sehen, dann versackst du aber regelmäßig stundenlang vor dem Fernseher und zappst wahllos umher. Oder: Du weißt, dass es dir nicht gut tut, zu viel Alkohol zu trinken, und nimmst dir vor, nur zwei Bier in der Kneipe zu trinken, aber gewöhnlich werden es trotzdem mehr. Ein anderer nimmt sich vor, seinen Männerkonsum einzuschränken, fünf Abende in Folge zu Hause zu verbringen, und schwupps steht er nachts wieder im Darkroom.

Hilfe, ich bin süchtig! – Wer innerlich diesen Ausruf tätigt, hat in der Regel ein ernsthaftes Problem, das er schon lange verdrängt hat. Die Erkenntnis, abhängig oder eben süchtig zu sein, kann aber eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Tatsache einleiten, die schließlich auch zu Veränderungen in der Lebensweise führen kann. Denn wenn du für dich leugnest, dass da überhaupt ein Problem sei, besteht wenig Hoffnung auf Änderung – oder? Süchte haben immer eine Ersatzfunktion. Sie dienen dazu, Gefühle zu manipulieren: zu steigern (Lust, Selbstwertgefühl) oder zu unterdrücken. Die unterdrückten Gefühle sind den meisten nicht so richtig klar, manchen aber schon. Es geht hier häufig um Einsamkeit, Enttäuschung, Trauer, Wut; alles in allem also um frustrierte (nicht befriedigte) Bedürfnisse.

Weiter in DU&ICH Nr.407

Dr. Göran Hajek

Dr. Göran Hajek ist Diplom-Psychologe und hat eine Praxis für Core-Energetics-Körperpsychotherapie in Berlin (www.core-energetics.com). In DU&ICH schreibt er jeden Monat über psychologische Themen und beantwortet deine Fragen

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