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EXTRA Nr. 11

Intro

Gute Outings, schlechte Outings

Ich weiß nicht, wie oft ich in den zwanzig Jahren meiner schwulen Existenz in den einschlägigen Presseorganen lesen durfte, wie notwendig es sei, dass sich in Deutschland endlich mehr Prominente outen. Es gab sogar Zeiten, da wurde das von den Vertretern der schwullesbischen Bewegung gleich selbst übernommen. Hape Kerkeling war so ein Fall, die Älteren erinnern sich.

So weit, so wahr. Nur:Wenn sich dann endlich mal ein Prominenter entscheidet, mit seiner sexuellen Ausrichtung an die Öffentlichkeit zu gehen, geschieht mit schönster Regelmäßigkeit Folgendes:Während Boulevardheftchen und Feindsender überwiegend wohlwollend berichten, spitzen schwullesbische Gesinnungsjournalisten ihre Folterbleistifte und öffnen erst mal ein fettes Fass Häme.

Ja, heißt es dann, natürlich wollen wir offen schwule Prominente, aber doch nicht solche! Laber-Guido? Falsches Parteibuch! Träller-Ross? Falscher Sender, falsche Musik! Und um Selbstgefälligkeit und Arroganz auf die Spitze zu treiben, wird noch einmal deutlich für alle hinterhergetreten. Das Coming-out des Bro’Sis-Sängers „wurde selbst von seinen 10-jährigen Fans mit verhaltenem Gähnen zu Kenntnis genommen“, schrieb ein Berliner Szenemagazin. Über Guido gab’s eine Seite Witze.

Verdammt! Es ist aber auch ein Kreuz mit den Celebrities! Warum können sich nicht endlich all jene Prominenten outen, die so tolle und ideologisch gefestigte Ansichten haben wie die Redakteure der Homopresse? Deren Frauenbild ohne Fehl und Tadel ist, die das Kreuz an der richtigen Stelle machen, mit einem IQ von mindestens 150 durchs Leben schweifen, Musik machen wie kd lang und dazu so aussehen wie Orlando Bloom? Und von denen man es bitte schön nicht sowieso schon längst vermutet! Ist das, nach allem, was man/frau für die schwullesbischbisexuelltransidentische Emanzipation getan hat, wirklich zu viel verlangt?

Wir hatten keine Lust in diesen Chor einzustimmen. Wir waren lieber neugierig und wollten wissen, wie es dem Sänger einer Castingband wirklich ergeht, bevor und nachdem er sich entschließt, sein Privatleben öffentlich zu machen.

Ich wünsche allen einen frohen Jahresausklang und freue mich auf ein Wiedersehen 2005.

Mit liebem Gruß

Dirk Ludigs


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EXTRA Nr.12
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