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Bild 1: Maultaschen von Mutti sind die Besten

Bild 2: Stefans Balkon in Michelwinnaden

Bild 3: Uwe hat noch nie ein Mädle nach Hause mitgebracht!

Bild 4: Swim Show in Pattaya

Gays in der Provinz

Allein unter Heteros

Text: Jochen Hick, Fotos: Jochen Hick / Galeria Alaska Productions aus dem Film ICH KENN KEINEN

Das schwul-lesbische Leben in den großen Städten ist breit beschrieben, verfilmt und abgelichtet. Das Leben in der Provinz kaum. 1999 hatte Filmemacher Jochen Hick mit den Recherchen zu einem Film über Schwule im deutschen Südwesten begonnen. Seine früheren Filme hatte er hauptsächlich in fremden Ländern und in Metropolen gedreht. Es fehlte ein Film über Schwule abseits der Großstadt: Sind Homo-Ehe, Wowereit und Gay-Pride auch auf dem Land angekommen? In DU&ICH erzählt Hick in zwei Teilen vom Leben in der Provinz. Ein deutsches Sittengemälde 2003.

Amerikanische Pornos erzählen von aufregenden Kontakten zwischen Waldarbeitern und Forstaufsichtsbeamten. Und überhaupt: Jungs auf dem Land und in der Natur haben auch für Schwule einen besonderen Reiz. Nun, ganz so spannend war es für Stefan nicht. Stefan ist 26 und Forstwirt und fällt und pflanzt Bäume. Er wird gerne gefragt, ob er günstig Brennholz oder Weihnachtsbäume beschaffen kann. Sein Fleiß und seine technische Begabung sind geschätzt. Aber dass ein Lover für ihn einen besonderen erotischen Fetisch als Waldarbeiter entwickelt hat, das hat er bislang noch nicht beobachtet. Aber es war aufregend, als sich Stefan outete: im Wald, während einer Brotzeit vor der versammelten Rotte. Das Gespräch kam auf Schwule und der Vorarbeiter fragte Stefan, ob er das Gerücht, er sei schwul, bestätigen könne. Stefan war ehrlich, die Quittung kam prompt: Zwei Kollegen wollten nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Anderen war es egal und dann kamen die schlechten Witze. Harmlose zuerst, aber dass man Schwule auch mal den Kamin hochjagen sollte, das kam irgendwann dann doch. So wie Stefan geht es vielen auf dem Land. Weit über 20. 000 Kilometer bin ich mit meinem Team durch Baden-Württemberg gefahren. Wir suchten nach Protagonisten, die originell, glaubwürdig, auskunftsfreudig, repräsentativ und unterhaltsam waren. Wir besuchten die wenigen schwulen Bars, fanden Schwulengruppen, die aus zwei oder drei Personen bestanden und sich so lange in Kneipen trafen, bis sie dort unerwünscht waren und in die nächste zogen. Wir waren lange auf der Suche nach Personen, die Lust hatten, sich in unserem Film mitzuteilen, und auch bereit waren, Zeit und Energie für das Projekt aufzubringen. Manchmal dauerte es über ein Jahr, bis eine Zusage zur Mitarbeit kam. Dies galt auch für das Umfeld der Protagonisten (Familie, Freunde und Kollegen), die auch für das Projekt gewonnen werden wollten. Ein wichtiger Anlaufpunkt für unsere Recherchen war einer der ältesten schwulen Clubs in der Gegend. Club 46a heißt die Bar – diskret nach der Hausnummer an der Dauchinger Straße in Schwenningen benannt. Ein winziges Schild führt zu einem Anbau auf dem Hinterhof. Dort wird um Einlass geklingelt. Lothar führt den Laden, in dem einst Gordy (vom Duo Mary & Gordy) ihre ersten Erfolge feierte. Gordy stammt aus Tuttlingen, das ist noch mal zwanzig Kilometer weiter. Kaum jemand hat so viel Erfahrungen mit dem Schwulsein auf dem Lande wie Lothar. Auf dem Land, so sagt er, muss man stärker und selbstbewusster sein als ein Schwuler in der Stadt. „Aber nicht nur schnodderig, sondern man muss wissen, was man tut und was man will. “ Sogar schwule Fabrikanten soll es in der ehemaligen Uhrmacherstadt gegeben haben, deren Firmen seien sogar expandiert. „Wir haben in Rottweil einen Uhrenfabrikanten gehabt, der hat sich erschossen, als es rauskam. “ Aber in Villingen- Schwenningen kennt er niemand, der bewusst wegen des Schwulseins sein Geschäft verloren hätte. Sehr dumm dagegen findet Lothar es, wenn man auf dem Land sein Schwulsein abstreitet:„ Wenn die Leute was sagen, besteht die Gefahr, dass sie Beweise haben. Und wenn das dann kommt, dann muss man ein inneres Selbstbewusstsein haben und sagen:&Mac226;Das ist meine Sache, da darfst du nicht herumwühlen. “ Als er in einer Möbelfirma arbeitete, hat ihn mal jemand „angemacht“:„Wir hatten ein Auslieferungslager und da einen Fahrer, der hat wohl gewusst, dass da was ist. Und der sprach mich an, und sagte: „Wenn man hinter Ihnen herläuft, das muss für Sie eine wahre Freude sein!“ Das ging ihm dann „schon rein wie ein elektrischer Schlag, aber dann hab ich sekundenschnell nachgedacht, und dann gesagt:„Erstens laufen Sie hinter mir her, zweitens kennen Sie sich in dem Milieu offenbar gut aus. “ Dann war die Sache gegessen. “ Und tugendhafter müssten Schwule auch sein, meint Lothar. „Man muss sehr genau überlegen, was man sagt. Man muss seine Rechnungen bezahlen. Wenn ich das nur mit dem Autohaus vergleiche. Ich hab da mein Auto gekauft, hab’s bezahlt. Alles ist okay, wenn ich’s in den Kundendienst bringe. Wenn ich da ewig nicht bezahlen würde, würd es heißen, klar, bei dem Schwulen kriegst du dein Geld nicht wieder. Man muss einfach integer sein, man kann sich weniger Schwächen erlauben. Oder nicht so zeigen. “ Uwe (39) lebt seit seiner Geburt in Schönwald, und seine ersten Ausflüge in die schwule Szene machte er per Bus und Bahn. Abends mit dem letzten Zug hin und morgens früh mit dem ersten zurück. Seit einem Jahr hat er ein eigenes Auto und fährt aus seinem Schwarzwalddorf eine gute halbe Stunde nach Schwenningen. Lothar erinnert sich an Uwes erste Besuche im Club: „Uwe ist für mich ein klassischer Entwicklungsfall gewesen. Es kommt bei ihm dazu, dass er gar nicht schriftdeutsch sprechen kann. Für ihn war es sehr schwer, da in Kontakt zu kommen, mit Leuten, die reden und nicht schwätzen.

Weiter in DU&ICH Ausgabe 404


Schwäbische Polit-Schwulenmutter Micale verkauft selbstgestrickes Gay-Souvenir, dem Sohnemann ist das mitunter zuviel des Guten! (Story im Januarheft)

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